Yin-Yoga ist eine relativ neue und sehr sanfte, geradezu passive Stilform, die an Popularität stetig zunimmt. Sie kann als eine Gegenbewegung zu den „Yang geprägten“, also körperlich sehr fordernden Yoga-Stilen der letzten 3 Jahrzehnte verstanden werden.
Yin und Yang sind zwei Begriffe aus dem Daoismus, die zwei einander entgegengesetzte Kräfte beschreiben: Yang ist die aktive, dem Männlichen zugeordnete Seite, Yin die passive, weibliche. Zusammen ergeben sie ein harmonisches Ganzes.
Yin-Yoga wurde von Paul Grilley und Sarah Powers entwickelt. Der neue Ansatz begann sich 1987 zu entwickeln und basiert auf dem Daoist- Yoga, dem Chi Kung des Kampfsports und weiteren Ansätzen der chinesischen Medizin wie die Integration der Meridiane, sowie den tantrischen Yoga Lehren Indiens. Sarah Powers nennt ihren Yin-Yoga Stil „Insight-Yoga“ und lässt Elemente der buddhistischen Meditation einfließen.
Auch Bryan Kest, der mit seinem Power Yoga den absoluten Yang-Stil populär machte, unterrichtet inzwischen auch einen Yin- Yoga mit dem publikumswirksamen Namen „LSD“, eine Abkürzung für „Long-Slow-Deep“.
Die Praxis:
Über einen längeren Zeitraum wird in unterschiedlichen Positionen in einer passiven Dehnung verweilt. Die Dauer variiert von 3-5 Minuten oder auch länger. Das Loslassen der Muskulatur und das lange Halten sind charakteristisch. Dabei hat man Zeit die Veränderungen im Körper zu beobachten und kann so Ruhe finden.
Diese lange Halten soll einen intensiven Effekt auf die tiefen Schichten im Körper haben. Tiefere Schichten der Muskulatur und Faszien sollen erreicht und Meridiane angeregt werden den Energiefluss freizugeben. Auch soll ein tieferer Blick nach innen und eine Ruhe ermöglicht werden, die im hektischen Alltag bisweilen nicht mehr möglich sind.
Hier ein Beispiel einer Yin- Yogastunde:
Im Video sieht man ein Beispiel für Anfänger. In der fortgeschrittenen Praxis werden auch klassische Hatha Yoga Positionen, in denen ein umfassendes Loslassen möglich ist, lange und passiv gedehnt.
Auch B.K.S. Iyengar nutzte übrigens die Praxis von sehr langen Haltezeiten mit passivem Loslassen des Körpers, um einen Fortschritt seiner Beweglichkeit zu erzielen.
Kann man in dem Trend des Yin-Yoga eine Art Pendelbewegung zwischen Yin und Yang – ein Ausschlag von einem Extrem in das andere – beobachten?
Wo liegt hier wohl eine sinnvolle Mitte?
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