Ashtanga Vinyasa Yoga heißt der Stil, den Pattabi Jois (1915 – 2009) entwickelt hat. Er war seit 1927 einer der langjährigen Schüler von Krishnamacharya.
Dieser gab ihm verschiedene Reihen, die jeweils bestimmte Abfolgen von Asana beinhalteten und körperlich sehr akrobatisch und anspruchsvoll waren. Vinyasa beschreibt eine Abfolge von asana, die durch überleitende Bewegungen und Sprünge miteinander verbunden werden und zusätzlich mit dem Atem synchronisiert sind.
Patthabi Jois lebte und praktizierte in Mysore / Südindien. Nach und nach wurde auch er von Amerikanern und Europäern entdeckt. 1975, also erst mit 60 Jahren, begann er auf Einladungen hin in Europa und den USA Yogaseminare zu geben. Er selbst hat sich nicht so vermarktet wie sein Kollege Iyengar, es existieren nur wenige Bilder und Filme von ihm selbst. Dennoch ist dieser Stil heute einer der führenden weltweit und ist eine der wesentlichen Grundlagen für das moderne Lifestyle- Yoga, viele heutige Fitness-Yogastile aus Amerika gehen darauf zurück.
Ursprung der Reihen
Man ist sich nicht ganz sicher, ob die Reihen möglicherweise Abfolgen waren, die in der Yoga-Kurunta (vgl. Lehrzeit von Krishnamacharya bei Sri Ramamohan Bramachari) beschrieben waren.
Eine andere Version in der Literatur besagt, dass Krishnamacharya diese aus verschiedenen Quellen und Inspirationen selbst zusammengestellt hat, zum Zweck eines intensiven Körpertrainings für die männliche Jugend. Das ist historisch insofern belegt, da am Hof des Maharadscha die LIngsche Gymnastik (Schwedische Gymnastik) und Dänische Gymnastik, die im britischen Militär verbreitet waren, ebenso populär waren wie Bodybuilding durch K.V. Iyer . Es ist auch bekannt, dass Krishnamacharya dort hospitierte und sich Inspirieren lies. Zudem sind nach Marc Singleton – siehe Die Geschichte des modernen Körperyogas – die Reihen größtenteils identisch mit denen der Dänischen Gymnastik:
“ Das System betonte durchgehende Bewegungen, rhythmische Übungen und Stretching. Das Lehrbuch der dänischen Gymnastik (Primary Gymnastics, 1925) enthielt einen vollständigen Lehrgang für Stretching und Kraftaufbau gruppiert in sechs progressive Serien. Die Serien sollen heftig geübt werden, so dass Hitze im Körper entsteht. Während den Übungen soll tief geatmet werden. Allein 28 Körperhaltungen in diesem Buch sind denjenigender „Ashtanga Vinyasa“ Serien extrem ähnlich oder identisch. In der zweiten Auflage des Buches sind es dann noch mehr. Auch die Übergänge zwischen den Übungen sind entsprechen denen des Asana Vinyasayoga von Krishnamacharya.“
Jois selbst hat zu der Herkunft der Quellen leider wenig eindeutiges ausgesagt.
Er griff die Vorgaben auf und machte sie zu einem eigenen Stil. Er verband die schwierigen Abfolgen mit Pranayama, einer speziellen, geführten Form der Atmung, die zeitgleich mit der Bewegung praktiziert wurde, die sog. Udjaji- Atmung. Dadurch entsteht eine enorme Energetisierung und Leistungssteigerung des Körpers. Die geführte Pranayamaübung zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Abfolge durch und die Abfolge der Asana orientiert sich an diesem Atemrhythmus. Dies sieht man auch in den Filmen sehr gut, denn P. Jois gibt durch Zählen und Anweisungen der Ein- und Ausatmung den Rhythmus vor. One, two, three, …. inhale ….. exhale usw. Sie hört sich an wie ein Rauschen der Meeresbrandung, weshalb man sie auch Ozeanatmung nennt.
Eine gewisse Faszination geht von den Sprüngen aus, die beispielsweise aus dem Liegestütz nach vorne in den Schwebesitz ausgeführt werden, ohne den Boden zu berühren. Man kann durchaus den Eindruck bekommen, dass sich die Schwerkraft des Körpers dabei aufheben würde. Es ist eine Folge von intensiver Energieanreicherung im Körper. Der Stil ist extrem Körperbetont; es scheint als würde es nur noch den Körper geben.
Wie sehen diese Reihen genau aus?
Hier einen Einblick in die 4 Abfolgen. Die Reihen sind jedoch so schwierig, so dass heute meist nur Sunprayer A und B und die erste Reihe – die „primary series Cikitsaa“ – unterrichtet wird.
Kleiner Wegweiser durch den Film:
Im Video kann der „militärische“ Stil der exakten zeitlichen Vorgaben 1,2,3,4 … usw. beobachtet werden. Die Pranayama- Ujjayi- Atmung, die fortlaufend praktiziert wird, ist deutlich zu hören. Ab MInute 5: Sie sehen hier „sunprayer A“ Dies ist die Grundform des Sonnengebetes im Asthangastil. Es gibt auch eine erschwerte Variation „sunprayer B“. Pattabi Jois unterrichtet fortgeschrittene Schüler. Im letzten Viertel des Filmes werden fortgeschrittene Asana praktiziert.
Jois schrieb um 1960 sein einziges Buch, die Yoga Mala, in dem er die Reihen und seinen Übungsstil beschreibt.
Wie beschreibt er selbst seinen Yoga hinsichtlich der Spiritualität?
Ein Zitat von Jois, (der Internetseite von Ronald Steiner bezogen) führt er es folgendermaßen ein: „Yoga ist, was Du nicht siehst. Die kraftvolle Körperarbeit des Ashtanga ist nur die Oberfläche eines internalen, spirituellen Weges.“ Dann das Zitat selbst:
„Hinter der Kraft des Körpers ist eine Energie, diese ist spirituell und diese ist es, die uns am Leben erhält. Um Zugang zum Spirituellen zu erlangen, musst du zuerst das Physische verstehen. Dieser Körper ist unser Tempel und in diesem Tempel ist Atman – Gott.“
Lassen wir die Aussage und den Eindruck der BIlder aus der Ashtanga Yoga Praxis auf uns wirken. In den Interviews zeigt sich Jois überzeugt, dass durch das Üben von Körperübungen die Spiritualität erreichbar wäre.
Vertreter in Deutschland:
Ronald Steiner Er vertritt die Reinform von Ashtanga von Patthabi Jois, ist aber auch ausgebildeter Iyengar Yogalehrer. Auf seiner Homepage: findet man alles Wissenswerte über Krishnamacharya und Ashtangayoga in Kurzer verständlicher Form beschrieben.
Hier gehts zur Ashtanga Yoga Praxis
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