Sivananda Yoga im Westen

Vishnu Devananda (1927 – 1993) – Begründer der Sivananda Ashrams im Westen 

Sivananda schickte Vishnu Devananda, einer seiner bekanntesten Schüler, nach Amerika, um dort Ashrams zu eröffnen und den Yoga zu verbreiten. Durch ihn wurde der „Sivananda-Yoga“ weltbekannt. Er war im Unterschied zu B.K.S. Iyengar und Patthabi Jois, die ein familiäres Leben führten, 12 Jahre unter Entsagung aller weltlichen Anbindung als Schüler im Ashram von Swami Sivananda.

 

Die spirituelle Entwicklung und die Überwindung des Egos spielte für ihn eine zentrale Rolle.

In vielen Beschreibungen über ihn wird deutlich, wie er um die Selbstverwirklichung und die Überwindung des Egos rang und vieles ausprobierte. Nach den Beschreibungen von Heinz Grill, der ihn persönlich kannte, kam Vishnu Devananda wohl zur Erkenntnis, dass ein direkter Kampf gegen das  Ego –  beispielsweise mit asketischen Übungen – nicht zur Überwindung des Egos führe. Er realisierte wohl, dass es andere Wege geben müsste. Es ging ihm also um eine Persönlichkeitsformung, nicht primär um die Formung des Körpers und er rang, den vielen Geschichten zufolge, sein Leben lang darum.

Leben in einem Ashram

Vishnu Devananda war schaffenskräftig und eröffnete unermüdlich einen Ashram nach dem anderen. Er bemerkte, dass ein abgeschiedenes Ashramleben für Menschen im Westen schwer zu leben war und formulierte fünf Punkte, um den Yoga für die breite Bevölkerung und deren Bedürfnisse in der heutigen Zeit nutzbar zu machen. Er führte in den 1960er Jahren auch die Yogaferien ein, in denen sich gestresste Menschen aus den  Industrieländern für ein paar Wochen zurückziehen konnten, um sich den Inhalten zu widmen und sich zu erholen.

Swami Vishnu Devananda lehrte das klassische Yoga in fünf einfachen Punkten:

1. Richtige Körperübungen (Asanas)
2. Richtige Atmung (Pranayama)
3. Richtige Entspannung (Savasana)
4. Richtige Ernährung (vegetarisch)
5. Positives Denken und Meditation (Vedanta und Dhyana)

Nach diesen Prinzipien ist das ganze Ashramleben und die Übungspraxis ausgerichtet. Markant ist beim Sivanandayoga, dass die Körperübungen nicht alleine für sich stehen, sondern in ein traditionelles indisches Umfeld eingebunden sind. Der Tagesablauf ist zeitlich und inhaltlich vorgegeben, es werden Mantra gesungen, meditiert und indische Zeremonien gefeiert. Zweimal am Tag gibt es ein vegetarisches Essen, zweimal Asanapraxis sowie Lektionen über indische Philosophie. Karmayoga (selbstloser Dienst) sind im Ashram obligatorisch. Alles ist geregelt.

Die Praxis mit Asana, Pranayama, Mantra- Singen, Studium der indischen Schriften, Feiern indischer Feste usw. werden in allen Zentren gepflegt und finden ausschließlich dort statt. Die Tradition wird innerhalb der Zentren gepflegt und findet nicht so sehr wie die anderen Yogastile in eine Verbindung, Vermischung und Abwandlung mit anderen bestehenden Übungsformen.

Die Praxis der verschiedenen Bereiche ist standardisiert, was bedeutet, dass Sie als Teilnehmer in jedem Ashram weltweit dasselbe erwartet, dieselbe Asana- Übungsreihe, dieselben Mantras, derselbe Tagesablauf, Essen usw.

Ein Werbefilm für Yogalehrerausbildungen gibt Einblick in den Charakter der Ashrams

Wenn ob Sie in London, in München oder in Val Morin in Kanada eine „Standard“-Asanastunde besuchen; sie werden diesselbe Abfolge vorfinden. Die Rishikeshreihe ist standardisiert, der Ablauf also vorgegeben. Hier sehen Sie die schon leicht veränderte Rishikeshreihe, die uns später bei zwei Pionieren des Yoga in Europa noch einmal begegnen wird: Kopfstand, Schulterstand, Pflug, Fisch, Kopf- Kniestellung, Kobra, Heuschrecke, Bogen, Drehsitz, Dreieck.

Heute wird zuvor Pranayama mit verschiedenen Atemübungen praktiziert. Dann folgt das Sonnengebet. Der Kopfstand wird zum Beginn der Reihe praktiziert, dann wie abgebildet bis zum Drehsitz. Den Abschluss bildet das Dreieck. Diese Asana finden Sie mit Variationen in jeder Asanareihe wieder.

 

Einige Schüler Vishnu Devanandas

Bekannte Schüler von Vishnu Devananda, die in der Priesterweihe blieben und dem Familienleben entsagten sind Swami Durgananda, Swami Sivadasdananda, Swami Kailasananda, Swami Atmarananda. Acharyas sind Schüler eines spirituellen Lehrers, die später über eine Weihe selbst zum spirituellen Lehrer werden. Sie leiten heute die verschiedenen Sivananda- Ashrams, die weltweit in 13 Ländern mit 26 Zentren bestehen.

Volker Bretz, mit Weihenamen Sukadev heiratete jedoch und trat damit aus dem Orden heraus. Er gründete „Yoga Vidya“ in Deutschland, das dieselben Prinzipien verfolgt wie Sivanandayoga – in individueller Ausprägung zwar – aber ohne Gelübde für den Leiter der Schule. Es besteht auch ein eigener Yogaverband.

Erwähnenswert ist Yogawiki, ein Wikipedia welches von Sukadev initiiert wurde und umfassend zu Yogathemen Auskunft gibt.

 

Spirituelles Menschen- und Weltbild

Da alle Aspekte aus der indischen Tradition gepflegt und praktiziert werden, sprechen sie vom „Integralen Yoga“. Darauf beruft sich auch der Anspruch einer spirituellen Praxis, da nicht nur Körperübungen praktiziert werden, sondern diese innerhalb eines philosophischen Gesamtgefüges bestehen.

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